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Wie die Digitalisierung unser Arbeitsleben verändern wird – ein Gespräch mit New Work-Experte Henning Behrens

 

Lieber Herr Behrens, Sie sind Wirtschaftspsychologe, Business Coach sowie Speaker und Experte für Lernen 4.0, Digitalisierung und New Work. Wie gestaltet sich Ihr eigenes Arbeitsleben?

Ich persönlich lebe bereits seit circa sechs Jahren das, was wir heute unter anderem unter New Work verstehen: Ich arbeite zu Gunsten der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Homeoffice in Oldenburg. Von hier leite ich mit meinem Kollegen unseren mehrfach ausgezeichneten Geschäftsbereich „WBS LearnSpace 3D“ der WBS AKADEMIE in Berlin.

„New Work“ – was genau versteht man unter diesem Begriff?

Eine klare Definition ist eine große Herausforderung. Denn „New Work“ und „Digitalisierung“ sind Buzzwords, unter denen sich eigentlich viele Dinge verbergen. Wenn wir von New Work sprechen, dann verstehe ich darunter die Veränderung des Arbeitslebens bis ins kleinste Detail. Wir sind in eine relativ starre Arbeitswelt hineingeboren – in Deutschland insbesondere. Feste Arbeitszeiten- und orte gehören bei uns zum Standard. All diese Faktoren werden sich in den nächsten Jahren aber extrem wandeln. Die Digitalisierung ist hier der Motor. Immer mehr Menschen werden flexibel arbeiten, wann und wo beziehungsweise von wo es gerade für sie am günstigsten ist. Werte wie Selbstständigkeit, Handlungsfreiheit und Gemeinschaft prägen für mich den Begriff „New Work“.

Das Arbeitsleben der Zukunft findet also nicht mehr in starren Strukturen statt?

Ja, genau. Und die Digitalisierung ist hier das Rad, das die Veränderung antreibt und ohne die „New Work“ nicht möglich wäre. Denn es muss bedacht werden: Die starren Strukturen, die heute teilweise noch vorherrschen, liegen in einem jahrelangen technischen und organisatorischen Defizit begründet. Wir Arbeitnehmer mussten zur Arbeit fahren, denn nur dort gab es zum Beispiel ein Faxgerät oder einen leistungsfähigen Computer. Das müssen wir in der Regel heutzutage nicht mehr. So haben wir Zuhause häufig schnelleres Internet als in der Firma, jeder besitzt einen Laptop oder einen Computer. Wir können über Endgeräte wie Laptops, Tablets, Smartphones oder Ähnliche mobil auf den ganzen Arbeitsplatz zugreifen und kommunizieren mit unseren Kollegen mithilfe von Kommunikationstools wie Slack oder Skype. Auch Mitarbeiter, die zum Beispiel im Homeoffice arbeiten, können so mit dem Büro ohne Einbußen verbunden bleiben.

Wie, glauben Sie, entwickelt sich dann aber die Führung im Arbeitsleben 4.0?

Auch hier wird ein tiefgreifender Wandel stattfinden. Aus einem Chef werden viele einzelne Leader. Man spricht heute schon von „Virtual Leadership“, der sogenannten virtuellen Führung und dem zugehörigen Buzzword „Führung auf Distanz“.

Wo liegt für Sie die Notwendigkeit einzelner Leader begründet?

Folgende Situation findet bis heute in vielen Unternehmen statt: Ein Abteilungsleiter wird aufgrund seiner fachlichen Kompetenz ernannt. Ob er nun wirklich leiten kann, ist häufig leider zweitrangig. Und in der virtuellen Führung tritt gerade dasselbe Phänomen auf. So gibt es virtuelle Leader, die ungerne virtuell arbeiten, die die Distanz zu ihren Mitarbeitern nicht schätzen und gar nicht die Skills haben, die der Wandel erfordert. In beiden Fällen, ganz egal ob virtuelle oder präsente Führung, bringen die potenziellen Leader ihre Bedürfnisse nicht zum Ausdruck oder sie werden nicht beachtet. Wir sehen also: Eine Aufsplittung ist durchaus sinnvoll, es braucht nicht mehr unbedingt nur einen Teamleiter oder Abteilungsleiter. Zudem unterstützt gerade die jüngere Generation diesen Trend. Gemeinsam zu arbeiten und eine Community zu bilden ist in den letzten Jahren schon viel wichtiger geworden und wird auch noch deutlich an Bedeutung zunehmen.

Sind diese Trends denn in deutschen Unternehmen schon angekommen?

Ja, durchaus. Viele Firmen spielen bereits weit vorne mit, leben diese Trends und sind auf einem guten Weg. Im internationalen Vergleich hinkt Deutschland, was die Themen Digitalisierung und Kollaboration in virtuellen Welten angeht, jedoch noch hinterher. Das liegt zum Großteil an unserer deutschen Mentalität: Wir analysieren, planen und warten erstmal ab. Eine Strategie, die in der Regel funktioniert beziehungsweise funktioniert hat. Die Digitalisierung erfordert aber Agilität und schnelles Handeln – abwarten ist hier nicht mehr der richtige Weg. Die skandinavischen Länder können uns hier als Vorbild dienen.

Gehen wir nun auf Zeitreise … wo sehen Sie unser Arbeitsleben in 10 Jahren?

Es gibt Studien, die behaupten, dass wir in zehn Jahren keine Assistenten mehr brauchen. Wir bei WBS leben dieses Prinzip beispielsweise schon und sind sehr digital. Möchte ich mir eine Reise buchen, dann übernehme ich das selbst – mit der Hilfe von Apps, Siri, Alexa und Co. Auch im Internet werden einfache Tätigkeiten wie Verkauf oder Beratung häufig schon von Chatbots übernommen. Dinge, die bald auch in der Realität Wirklichkeit werden könnten. Ein Szenario wäre, dass beispielsweise in Drogerien der Verkauf an der Kasse durch eine Art Roboter oder eine andere künstliche Intelligenz übernommen wird. Diese KI kann uns dann auch Fragen beantworten und geht auf die Wünsche des Kunden ein. Und diese Unterstützung wird es in vielen Lebens- und Arbeitsbereichen geben.